Das Haus am Nonnengraben by Anna Degen
Autor:Anna Degen [Degen, Anna]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2012-02-02T05:00:00+00:00
14
Am Mittwochmorgen betrat Benno um fünf Minuten vor neun Uhr das Büro von Karl Bolz. Er kam bewusst zu früh, und er hatte sich den Namen der Sekretärin gemerkt, denn er wollte die Gelegenheit nutzen, sich noch etwas mit ihr zu unterhalten. Sekretärinnen wussten meist mehr als ihre Chefs, vor allem aber wussten sie mehr als die meisten über ihre Chefs.
»Guten Morgen, Frau Morgenthaler.« Er reichte ihr lächelnd die Hand. »Welch passender Name!«
Verwirrt schaute die junge Frau ihn an. »Wieso?«
»Sie sehen doch aus wie der junge Morgen. Fällt denn nicht jedem bei Ihrem Anblick der Spruch ›Morgenstund hat Taler im Mund‹ ein?«, fragte Benno, etwas geniert ob seiner plumpen Schmeichelei.
Frau Morgenthaler schluckte sie aber ohne jede Schwierigkeit und sagte errötend: »Wollen Sie sich noch ein wenig setzen, Herr Staatsanwalt? Der Herr Stadtdirektor muss jeden Moment da sein.«
»Ja, ich weiß, ich bin etwas zu früh dran, schlechte Angewohnheit von mir. Sagen Sie, sind Sie neu hier? Als ich das letzte Mal hier war …«
»Ja«, unterbrach ihn Frau Morgenthaler eifrig. »Das war Frau Grüner. Ich bin die Schwangerschaftsvertretung. Frau Grüner wird in den nächsten Wochen ein Baby bekommen.«
»Herzlichen Glückwunsch. Obwohl ich darüber fast verwundert bin, denn sie war sozusagen eine sehr zugeknöpfte Person. Ein Lächeln war ja schon ein hoher Gunsterweis, geschweige denn, dass sie mit einem gesprochen hätte.«
»Ach, privat ist Frau Grüner sehr nett.«
»Aber Sie sind eben auch dienstlich sehr nett.«
Frau Morgenthaler errötete wieder und sagte, als Benno auf die Uhr schaute, entschuldigend: »Der Herr Stadtdirektor wird gleich kommen. Er ist nur schnell heimgefahren, um zu duschen.«
Benno hob fragend die Augenbrauen.
Die Sekretärin erklärte: »Der arme Mann! Er hat ja gestern so viel Zeit versäumt wegen der Geschichte mit seinem Sohn. Und dann hat er offenbar die ganze Nacht durchgearbeitet. Er hat einfach so viel um die Ohren, der Herr Stadtdirektor. Er hat’s schon nicht leicht.«
»Wirklich, der arme Mann«, sagte Benno völlig ernst. »So viel um die Ohren.«
Frau Morgenthaler hörte die Ironie nicht. Sie erläuterte wortreich die verschiedenen wichtigen Tätigkeiten ihres Chefs. Es war schon zehn Minuten nach neun, als sich schließlich die Tür öffnete.
Bolz trat auf, frisch gewaschen, im teuren Markenanzug und äußerst aufgeräumt. Benno fand den Geruch seines Rasierwassers widerlich.
Bolz rieb sich die Hände. »Guten Morgen, Herr Staatsanwalt. Schön, dass Sie schon da sind. Morgenthalerchen, machen Sie uns einen Kaffee.«
Frau Morgenthaler nickte und fragte Benno: »Möchten Sie auch einen Kaffee, Herr Staatsanwalt, oder lieber etwas anderes?«
»Danke, ich hätte gern einen Tee.« Und er fügte hinzu, als würde er ihr ein Geheimnis anvertrauen: »Nur mit Zucker bitte.«
Frau Morgenthaler lächelte Benno an. Dann wandte sie sich beflissen an ihren Chef: »Soll ich etwas Gebäck besorgen?«
»Später, Morgenthalerchen, später.« Bolz drehte sich abrupt um und ging in sein Zimmer voraus.
Benno zwinkerte der Sekretärin zu, bevor er ihm folgte und die Tür schloss. In dem weitläufigen Zimmer stand auf einem fast raumfüllenden Teppich ein riesiger schwerer Schreibtisch. An den Wänden hingen Ölschinken mit Bamberg-Ansichten um etwa 1930.
Bolz ließ sich mit einer einladenden Handbewegung zu Benno hinter seinem Schreibtisch nieder. »Sie ermitteln also im Mordfall Rothammer.«
»Ja, wir ermitteln wegen des gewaltsamen Todes von Frau Rothammer.
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